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Chancen und Nutzen von Künstlicher Intelligenz (KI) für Geschlechtergerechtigkeit in den Medien
Der Bayerische Landesfrauenrat (BayLFR) macht darauf aufmerksam, dass und wie KI für mehr Geschlechtergerechtigkeit in den Medien genutzt werden kann und muss. Künstliche Intelligenz (KI) wird in allen Bereichen, so auch in den Medien, verstärkt angewendet und kann positive und negative Auswirkungen haben.
Täuschung und Manipulation durch KI
Täuschung und Manipulation von Medieninhalten sind keine neuen Phänomene. KI-generierte Inhalte wie Texte, Fotos, Videos oder Sprachwiedergaben erweitern die Möglichkeit der Desinformation bzgl. Qualität und Quantität massiv (DeepFakes).
Virtuell kreierte Menschen können in allen Geschlechtern, Körperformen und Hautfarben in vielfältiger Realität dargestellt werden, aber auch die Wirklichkeit verzerren. Damit können sich Geschlechterstereotype, sexistische Inhalte, Frauenfeindlichkeit und geschlechtsspezifische Gewalt verstärken.
Mediennutzende möchten klar erkennen können, ob und wie KI mitgewirkt hat. Die Funktionsweise von Algorithmen sowie die Herkunft der Datenquellen müssen kommuniziert und nachvollziehbar gemacht werden. Vertrauen und Akzeptanz in KI-generierte Inhalte entstehen durch Transparenz, Kennzeichnung und Gütesiegel.
Für einen verantwortungsvollen Kinder- und Jugendschutz müssen Kennzeichnungs- und Filterverpflichtungen nach einem Ampelsystem angewendet werden.
Chancen von KI in Text und Bild
KI beinhaltet die große Chance, Mediennutzende sowie Medienschaffende auf Vorurteile aufmerksam zu machen und einen sensibleren Gebrauch zu etablieren.
Zum Beispiel können KI-Tools das generische Maskulinum in Texten erkennen, ersetzen oder alternative Formulierungen vorschlagen. Damit würde eine geschlechtersensible Sprache gefördert. Zudem besteht die Möglichkeit Tools bei der Berichterstattung anzuwenden, um sprachliche und bildliche Stereotype oder diskriminierende Inhalte zu kennzeichnen und dadurch auf unbewusste Voreingenommenheit aufmerksam zu machen.
KI kann auch Inhalte für beeinträchtigte Menschen durch automatische Untertitelung und Übersetzungen zugänglich machen und somit die Barrierefreiheit fördern.
Chancen von KI zum Thema Gewalt
KI-gesteuerte Systeme können den Umgang mit Gewalt in den Medien signifikant verbessern. Durch die Analyse von Verhaltensmustern und sozialen Interaktionen im Netz besteht die Möglichkeit, frühzeitig Anzeichen von sexualisierter Gewalt oder toxischer Männlichkeit zu erkennen und potenzielle Gefährder zu identifizieren.
Bei entsprechender Programmierung können Cybermobbing und andere Formen von digitaler Gewalt – wie z. B. DeepNudes – erkannt werden.
Daraus folgend ist es möglich, frühzeitig Warnungen auszusprechen und Hilfsangebote sowohl den Betroffenen als auch den Gewaltausübenden zu unterbreiten. KI hat die Möglichkeiten, beiden Seiten einen Weg aus der Gewaltspirale aufzuzeigen. Darüber hinaus müssen Straftaten im Netz schnell und konsequent von der Justiz verfolgt werden.
KI kann insbesondere Jugendliche schützen, indem sie gefährliche oder unangemessene Inhalte filtert, darauf hinweist und durch altersgerechte Alternativen ersetzt.
Förderung der Medienkompetenz
Medienkompetenz ist unerlässlich für eine Welt, in der KI nicht nur Technologie ist, sondern ein Werkzeug für eine gerechte, sichere und aufgeklärte Mediengesellschaft, die generationsübergreifend alle mitnimmt und befähigt.
Durch gezielte Programme kann kritisches Denken in allen Altersgruppen gefördert und Medienkompetenz als fester Bestandteil in allen Bildungseinrichtungen verankert werden. Es ist dringend erforderlich, dass Lehr- und Fachkräfte kontinuierliche Aus- und Weiterbildungsangebote erhalten und die nötigen Ressourcen vorgehalten werden.
Fazit
Eine interdisziplinäre Forschung, die Informatik, Soziologie, Ethik und Medienwissenschaft vereint, muss vorangetrieben werden. Alle, die KI entwickeln, einsetzen und nutzen, sollten nicht nur technische Fähigkeiten beherrschen. Sie tragen auch ethische und gesellschaftliche Verantwortung und müssen dieser gerecht werden.
Für Geschlechtergerechtigkeit in Medien birgt KI viele Chancen. Die Verantwortung für die Rahmenbedingungen trägt die Politik.
Wir danken den Mitgliedern des Fachausschusses Medienpolitik Natascha Almer, Juliane Brumberg, Katharina Geiger, Sadija Klepo, Claudia Krüger-Werner, Inken Pollmann, Birgit Röschert, Michaela Schaller, Ulla Thiem und Cordula Trapp für ihre fachlichen Expertisen.