Forderungskatalog für die Berücksichtigung von geschlechterspezifischen und gendersensiblen Besonderheiten in der Medizin an die Politik
Geschlechterspezifische und gendersensible Medizin ist gegenwärtig noch immer eine Randerscheinung im deutschen Gesundheitswesen. Um die Versorgungsqualität und Versorgungseffizienz von Frauen und Männern zu verbessern, ist es dringlich geboten, biologische und sozial-kulturelle Unterschiede in der Medizin ausreichend zu berücksichtigen. Bisher stützen sich Forschung und Lehre hauptsächlich auf die männliche Physiologie und Pathologie.
Der Bayerische Landesfrauenrat erhebt daher folgende Forderungen an die Politik:
- Die geschlechtergerechte Erprobung eines Medikaments soll Voraussetzung für dessen Zulassung sein.
- Schaffung eines Lehrstuhls für geschlechtersensible / geschlechterspezifische Medizin an einer bayerischen Universität zur systematischen Verankerung geschlechterspezifischer Unterschiede in der medizinischen Ausbildung und Forschung;
- Überarbeitung von Ausbildungsrahmenplänen und Lernzielkatalogen und Anpassung der medizinischen Leitlinien durch die zuständigen Fachgremien;
- Erarbeitung von gendersensiblen und geschlechterspezifischen Standards im Hinblick auf Prävention, Diagnostik, Therapie und Rehabilitation für die Berufe im Gesundheitswesen. Etablierung in der Aus- und Fortbildung;
- Systematische Verankerung der gendermedizinischen Inhalte in der Weiterbildungsordnung durch die Landesärztekammer;
Erstellen eines bayerischen Gesundheitsberichts unter spezieller Berücksichtigung sowohl von Frauengesundheit als auch Männergesundheit durch das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit zur datengestützten Darstellung geschlechterspezifischer Faktoren in der Gesundheitsversorgung.