Künstliche Intelligenz – eine Männerdomäne!?
Aktuell verstärkt Künstliche Intelligenz Stereotypisierung und Ungleichheit
Unser Alltag wird zunehmend von Künstlicher Intelligenz (KI) geprägt. Bei KI werden Entscheidungsstrukturen nachgebildet, die den Menschen das Handeln erleichtern sollen. Die Systeme werden mit dem bekannten Wissen ‚gefüttert‘ und bestehende gesellschaftliche Verhältnisse reproduziert und festgeschrieben.
Ein besonderer Fokus muss auf die Fragen gelegt werden, wer zu welchem Zweck Daten sammelt und wie diese zum Einsatz kommen. Aktuell werden Stereotypisierung und Ungleichheit durch KI verstärkt.
Künstliche Intelligenz und weibliche Perspektive
1. KI analysiert unser Verhalten bei der Nutzung des Internets und von Apps.
Die gewonnenen Daten werden im Rahmen des Marketings gehandelt und weiterverwertet. Drei Beispiele zur Verdeutlichung:
- Daten aus Zyklus-Apps von jungen Frauen werden verkauft, um z. B. hormonbedingtes Einkaufsverhalten auszunutzen.
- Bei Finanzgeschäften werden die – zumeist männlichen – Mehrverdiener herausgefiltert und infolgedessen bei Kreditvergaben bevorzugt behandelt. Gender Pay Gap!
- Daten aus Suchanfragen werden anderweitig genutzt, wie z. B. bei einer verwitweten Frau, die zu Grabpflege gegoogelt hatte und der in der Folge Dating-Portale angeboten wurden.
2. Digitale Mediendienste filtern mit Algorithmen die Auswahl von Artikeln, Überschriften und Werbung, so dass Frauen aufgrund des Geschlechts bestimmte Themenbereiche gar nicht angezeigt werden. Bei jungen Frauen gilt das auch für Artikel und Vorschläge zur Berufs- und Studienwahl. Damit werden einengende Geschlechterrollen festgeschrieben.
3. Frauen sind in der IT-Branche mit einem Anteil von 16 Prozent deutlich unterrepräsentiert. Die Lebenserfahrung von Frauen und deren Sichtweisen finden damit kaum Eingang in die Entwicklungen von Künstlicher Intelligenz.
KI denkt Diversität nicht mit, wenn sie nicht entsprechend programmiert wird.
So konnte anfangs die Sprachassistenz Siri von Apple auf Fragen zu sexueller Gewalt nicht antworten.
Künstliche Intelligenz - ein gutes Leben für alle
KI sollte zusammen mit der Digitalisierung von Prozessen für mehr Transparenz, Chancengleichheit, Verteilungsgerechtigkeit, schnellere Dienstleistungen, Inklusion und Nachhaltigkeit sorgen. Ziel muss ein breiter gesellschaftlicher Diskurs darüber sein, wie KI ein gutes und gerechtes Leben für Alle unterstützen kann.
Der Bayerische Landesfrauenrat fordert daher:
- Digitales braucht Soziales
Bei KI muss der Mensch im Mittelpunkt stehen und nicht der Zweck oder die Technik. Eine Regulierung zugunsten von Transparenz und Nachvollziehbarkeit ist notwendig.
- Geschlechtergerechtigkeit als Querschnittsaufgabe
Bei der Weiterentwicklung von KI muss Geschlechtergerechtigkeit von Anfang an mitgedacht und umgesetzt werden. Es reicht nicht, sie nachträglich zu implementieren.
- Mehr Frauen in die Entwicklung und Anwendung
o Die Arbeitspraxis muss so verändert werden, dass sie auch für diverse Teams gut funktioniert und für Frauen attraktiver wird.
o Die Digitalbranche muss ihre Strukturen verändern, um mehr Frauen zu gewinnen sowie in die Arbeitsprozesse zu integrieren.
o „Diverse Teams“ muss ein Kriterium bei der Fördergeldvergabe sein.
o Zuschüsse speziell für die Gründung von Frauen-Start-Ups müssen bereitgestellt werden.
- Medienbildung
o Kinder, Jugendliche und Erwachsene aller Generationen müssen mit vielfältigen Bildungsangeboten angesprochen werden, damit sie einen bewussten und kritischen Umgang mit digitalen Daten lernen.
o Zielgruppenadäquate Formate für z. B. Migrantinnen, Mädchen, Seniorinnen müssen mit diesen entwickelt werden.
- Kreative Ideen in der Bildungspolitik
o Berufsberatung für Mädchen und junge Frauen zu Ausbildungsberufen in der IT-Branche ausbauen.
o Spezielle Studienangebote für Frauen in Mint-Berufen einrichten.
o IT-Weiterbildung insbesondere für Frauen aus anderen Studiengängen und Berufen verbessern.
o Frauen mit 12-monatigen Crash-Kursen für die Digitalbranche fit machen.
Nachruf
Frau Dietlinde Kunad
03. Juni 1946 – 27. März 2022
Dietlinde Kunad war von Juli 1999 bis zu ihrem Tod unsere Delegierte. Von 2012 an leitete sie als Vorsitzende den Fachausschuss Medienpolitik.
Die Spuren ihres unermüdlichen Wirkens sind auch noch in diesem Forderungspapier sichtbar. Sie war uns Allen ein ROLE MODEL.
Danke dafür!