Am 4. Juli 2023 wurde Monika Meier-Pojda, Präsidentin des Bayerischen Landesfrauenrates, durch Herrn Ministerpräsidenten Dr. Markus Söder der Bayerische Verdienstorden verliehen. Einfach nur WOW und herzlichen Glückwunsch!
Der Bayerische Landesfrauenrat ist 50!
„Wir wollen die Hälfte vom Kuchen“
Die Bayerische Staatsministerin Ulrike Scharf, MdL, hatte geladen und alle waren gekommen. Zusammen mit 200 Gästen feierte der Bayerische Landesfrauenrat (BayLFR) am 27. Juni 2023 seinen 50. Geburtstag im Kaisersaal der Residenz in München.
Das Moderatoren-Tandem Barbara Streidl und Till Nassif führte launig durch den Abend. Die Bayerische Staatsministerin Ulrike Scharf: „Die Gleichberechtigung von Frau und Mann ist der einzige Weg, der zur Einigkeit der Menschen führen kann“. Mit den Worten der französischen Philosophin Flora Tristan setzte Ulrike Scharf das Motto der Veranstaltung. „Seit 50 Jahren engagieren Sie sich für die Einigkeit der Menschen im Sinne Flora Tristans. Seien Sie stolz, dass Sie seit einem halben Jahrhundert tatkräftig vorangehen und für viele Frauen Vorbild sind. Seien Sie stolz, dass Sie Frauen ermutigen auf ihre eigenen Fähigkeiten zu vertrauen. Frauen waren schon immer Vorbilder ihrer Zeit. Haben Sie zum Beispiel gewusst, dass es eine Frau war, die im 19. Jahrhundert die Geschichte der Augustiner Brauerei maßgeblich geprägt hat? Therese Wagner und drei weitere Generationen von Frauen sind als Pionierinnen in die Geschichte des Münchner Unternehmens eingegangen. Solche Beispiele rufen uns auf: Lassen wir uns von den Erfolgsgeschichten starker Frauen ermutigen!“
1972 gab es die erste Frauenreferentin im Bayerischen Sozialministerium. Ihr erklärtes Ziel: Ein überparteiliches Gremium für Fraueninteressen ins Leben zu rufen. Obwohl der 1. Präsidentin Ingeborg Geisendörfer und ihren Mitstreiterinnen viel Misstrauen entgegenschlug, ließen sich die Frauen damals nicht von ihrem Plan abbringen: Am 28. Juni 1923 wurde der Bayerische Landesfrauenrat aus der Taufe gehoben. Aus den damals 1,5 Millionen organisierten Frauen sind es inzwischen ca. 4 Millionen geworden. Ulrike Scharf: „Sie können stolz sein. Der Landesfrauenrat ist unverzichtbar.“
Nach einer Musikeinlage von Julia von Miller mit dem vielsagenden Titel: „Männer raus aus dem Reichstag“ betrat die Präsidentin des BayLFR die Bühne.
Monika Meier-Pojda, seit Oktober 2021 Präsidentin, bedankte sich bei Ministerin Scharf für die Einladung, den wunderbaren Rahmen und die Laudatio. „Heute feiern wir 50 Jahre unermüdliche Arbeit unserer Delegierten, unserer Verbände und Mitstreiterinnen. Wir feiern die vielen Frauen, die sich schon so viele Jahre für die Belange bayerischer Frauen einsetzen.“ In ihrer Rede betonte sie weiter, dass sich der BayLFR von Beginn an parteiunabhängig für die frauenpolitischen Themen eingesetzt und sich kritisch und konstruktiv damit auseinandergesetzt habe. Was die Geschlechtergerechtigkeit beträfe, so tue sich Deutschland immer noch schwer:
„Laut Gender Equality Index ist Deutschland in Sachen Gleichberechtigung mit 68,6 Prozent gerade mal Durchschnitt in der EU. Schweden dagegen kommt auf 83,9 Prozent.“
Aber der BayLFR verliere sein Ziel nicht aus den Augen. Meier-Pojdas Fazit: „Der Schlüssel zur Gleichberechtigung sind Männer.“ In Anlehnung an Robert Franken, den Mitbegründer der Plattform „Male Feminists Europa“, argumentiert Meier-Pojda weiter, dass man sich bisher ausschließlich auf die Frauen fokussiert habe. Bei ihnen habe man vermeintliche Defizite ausgemacht und versucht den Frauen mit Mentoring-Programmen, Verhaltens- und Kommunikationsschulungen und zahlreiche andere Maßnahmen ein ganz bestimmtes Verhalten anzutrainieren. Ihnen also beizubringen, wie sie bestmöglich ins System passen. Doch eine solche Vorgehensweise hemme, so Meier-Pojda weiter, „das System muss dringend hinterfragt werden. Es nährt gefährliche Narrative, wie zum Beispiel, dass 'Frauen es angeblich (noch) nicht können'“. Die Lösung heißt Inklusion. Sie zielt darauf ab, die Rahmenbedingungen in Systemen so zu verändern, dass möglichst alle Menschen ohne allzu großen Anpassungsaufwand ihren Teil zu Erfolg und Innovation beitragen können.
Monika Meier-Pojda ist sich sicher: „Die Gleichberechtigung braucht Frauen und Männer, wobei es sicher Themen geben wird, die weiterhin unsere Aufmerksamkeit als Frauen bedürfen, um sie in den Fokus zu rücken. Dazu gehören immer noch der Sexismus im Alltag, um nur ein Beispiel herauszugreifen. Aber auch hier brauchen wir mutige Männer, die sich einbringen. Denn es gibt viel mehr was Frauen und Männer verbindet, als dass es sie trennt.“ Sie sei überzeugt, so Meier-Pojda weiter, dass „wir die Herausforderungen der Zukunft in unserer Gesellschaft nur gemeinsam meistern können. Dazu muss ein gesellschaftlicher Diskurs geführt werden, zu dem wir als Bayerischer Landesfrauen beitragen werden.“
Gemäß dem Motto des Abends Frauen und Männer gemeinsam übernahmen Barbara Streidl und Till Nassif wieder die Bühne. Sie baten die Präsidiumsmitglieder auf die Bühne und fragten sie nach ihrer Meinung zu den Themen Gleichberechtigung und Feminismus. Das waren ihre Antworten:
Kathrin Geiger: „Wir brauchen immer noch einen Feminismus, der eine Veränderung der gesellschaftlichen Normen anstrebt. Dabei geht es nicht darum, Frauen einen bestimmten Lebensentwurf aufzuzwingen oder Männer zu diskriminieren. Feminismus will die Rechte und Chancen für alle fairer gestalten.“
Margit Niedermeier: „Ich kenne keinen Mann, der Schaden dadurch erlitten hat, weil die Frauen in neue Rollen hineingewachsen sind. Im Gegenteil: Ich glaube, dass die Gleichstellungspolitik so manchem Mann geholfen hat, seine richtige Rolle zu finden und sie mutig zu vertreten.“
Sandra Schäfer: „Zusammenhalt und Solidarität sind heute ebenso wichtig wie Forderungen nach gleichem Lohn für gleiche Arbeit, die geschlechtergerechte Aufteilung von Care-Arbeit und Parität in allen Bereichen des Lebens.“
Nach einer musikalischen Einlage von Julia von Miller und dem Pianisten Robert Probst arbeitete sich die Kabarettistin Eva Karl Faltermeier satirisch am Thema Gleichberechtigung ab: „Seit 100 Jahren dürften Frauen wählen und seit Mitte der 70er Jahren dürften sie ohne Erlaubnis ihrer Männer arbeiten, das sei doch schon was!“
Um 20:30 Uhr war es soweit: Die Geburtstagsüberraschung wurde auf die Bühne gebracht und Staatsministerin Scharf schritt zur Tat. Sie schnitt die Geburtstagstorte an und verteilte sie an die Akteurinnen auf der Bühne.
Für alle anwesenden Frauen und Männer war klar: „Die Frauen wollen die Hälfte von dem Kuchen“ und dafür sei „Die Zeit ist reif!“, wie es die BayLFR-Präsidentin auf den Punkt brachte.
Abschließend versammelten sich die Akteurinnen auf der Bühne und sagten DANKE FÜRS MITFEIERN! DANKE FÜR DIE EXPERTISE! DANKE FÜRS WEITERKÄMPFEN!
(Fotos: BayLFR/Eleana Hegerich)